
Neue Geschäftsführerin bei HAUS & GRUNDEIGENTUM
Die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Mady Beißner ist seit dem 01.01.2020 neue Geschäftsführerin des Vereins. Das hat der Vorstand auf Vorschlag des Vorsitzenden und bisherigen Geschäftsführers Rainer Beckmann einstimmig beschlossen. Der Vorstandschef zum Wechsel: „Es war der richtige Zeitpunkt die verantwortungsvolle Aufgabe weiterzureichen.“
Im Gespräch mit der WohnArt stellt sich die neue Geschäftsführerin vor:
Frage: Haben Sie nicht auch den Eindruck, dass zurzeit die Vermieter die Prügelknaben der Nation sind?
In der Tat gibt es Medien und soziale Netzwerke, die den Vermieter immer wieder als egoistisch und raffgierig darstellen. Dabei hat eine repräsentative Umfrage im letzten Jahr nachgewiesen, dass tatsächlich dreiviertel aller Mieter von privaten Vermietern oder Wohnungsgenossenschaften mit ihrem Vermieter zufrieden bis sehr zufrieden sind. Und was ist daran falsch, wenn jemand in Wohnraum investiert und damit auch Gewinn erzielt? Das Recht nimmt auch der Bäcker um die Ecke für sich in Anspruch, nur dass sich keiner über gestiegene Brötchenpreise beklagt!
Man muss auch wissen, dass Mieterhöhungen oftmals nicht einmal den Inflationsverlust ausgleichen, weil sie – wie die Praxis zeigt – nur in Abständen von vielen Jahren vorgenommen werden und zudem durch die neue Gesetzgebung der letzten Jahre nur noch in einem engen vorgegebenen Rahmen möglich sind.
Frage: Wie kann sich nach Ihrer Vorstellung dieses ungerechtfertigte Image ändern?
Zunächst muss man die Realität beleuchten und verinnerlichen. Nach meiner Wahrnehmung steht in der heutigen Zeit immer weniger die Problem- bzw. Konfliktlösung im Vordergrund. Sie ist in vielen Bereichen von einem immer stärker werdenden Rigorismus und Populismus überholt worden. Die Guten und die Bösen – ob nun in der Klimadiskussion oder auch in der Debatte um bezahlbaren Wohnraum. Schnell werden Schuldige ausgemacht und daran wird dann vehement festgehalten. Emotionen verdichten sich zu Überzeugungen und diese zu Vorurteilen, die keinem weiterhelfen. Es müssen die eigentlichen Ursachen angesprochen und sachlich nach Lösungen gesucht werden, statt aussichtslos dem Wunsch einer Quadratur des Kreises zu folgen.
Frage: Was meinen Sie damit konkret?
Nicht der Vermieter, sondern die Politik hat das Wohnen verteuert! Worauf auch jüngst der Präsident des Steuerzahlerbundes hingewiesen hat. Der Klimaschutz ist bei uns derart schnell in den Fokus geraten, hat praktisch schon höchste Priorität, so dass durch entsprechende gesetzliche Vorgaben gehandelt wurde, noch bevor man sich über die Konsequenzen hinreichend Gedanken gemacht hat. Es lag doch auf der Hand, dass zum Beispiel die Energieeinsparverordnung zu einer erheblichen Kostensteigerung beim Wohnungsbau führen und sich dadurch die Mieten für Neubauten entsprechend erhöhen würden.
Frage: Sehen Sie das Problem nur beim Neubau?
Nein, natürlich nicht, die Auswirkungen zeigen sich auch bei den Wohnungen im Bestand. Führt der Eigentümer die von der Politik gewünschten energetischen Modernisierungen entsprechend den hohen gesetzlichen Auflagen und Vorgaben durch, wird er – wie es gesetzlich vorgesehen ist – einen kleinen Teil seiner Investitionen auf die Miete umlegen. Auch das führt einerseits zu Mieterhöhungen, die jedoch in keinerlei Zusammenhang mit der ortsüblichen Miete stehen, andererseits aber auch zu ungewolltem Stillstand bei der Gebäudesanierung bis hin zu Leerständen, weil die Anforderungen in vielfältiger Weise den Eigentümer auch überfordern.
Das Problem des bezahlbaren Wohnraums ist also u. a. auch darin begründet, dass aktuell der Klimaschutz an zu hoher Stelle steht, d. h. die Vorgaben zu ehrgeizig sind und auf ein vernünftiges Maß wieder zurückgeschraubt werden müssen. Auch wenn der Klimaschutz unbestritten wichtig ist, kann er mit Rücksicht auf noch bezahlbare Mieten nicht alleinige Priorität genießen.
Frage: Worin sehen Sie Ihre neue Aufgabe?
Wir, HAUS & GRUNDEIGENTUM Hannover e.V., werden uns weiterhin gegen die unberechtigte Stimmungsmache gegen die Eigentümer und Vermieter zur Wehr setzen und dafür einsetzen, dass diese Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer mit nicht noch mehr Einschränkungen und Auflagen belastet werden. Wir fordern aber auch die Schaffung von mehr Wohnraum, der nun einmal nur durch Neuverdichtung und Neubau entstehen kann. Das muss deutlich zügiger als bisher geschehen. Wir werden weiterhin der Politik eine konstruktive Zusammenarbeit anbieten in der Erwartung, dass dies Angebot ernsthaft angenommen wird, auch schon um einen erneuten Flop, wie die kontraproduktive Mietpreisbremse, zu vermeiden.
Frage: Und Ihr Engagement für Hannover?
Selbstverständlich werden wir uns im Interesse unserer Mitglieder auch weiterhin dafür einsetzen, dass Hannover eine attraktive Stadt bleibt bzw. noch attraktiver wird. Beispiel: Unser neuer Oberbürgermeister Belit Onay hat angekündigt, die Innenstadt bis 2030 autofrei machen zu wollen. Aus meiner Sicht eine vorschnelle populistische Ankündigung, die zum falschen Handeln führen kann. Hier sollte rechtzeitig erst einmal eine einmonatige Testphase durchgeführt werden, die uns Fakten liefert und näheren Aufschluss über die zu erwartenden Folgen – positiv wie negativ – geben wird. Ohne die Erteilung zahlreicher Sondergenehmigungen, um persönliche oder wirtschaftliche Härten zu vermeiden, wird dieses Projekt gar nicht durchführbar sein. Da stellt sich für mich aber die Frage, ob die Verwaltung angesichts der schon jetzt unzumutbaren langen Wartezeiten beim Herstellen von behördlichen Papieren damit nicht überfordert sein dürfte. Wie werden auswärtige Besucher und Käufer reagieren? Jedenfalls kann man das nicht allein in der Theorie diskutieren. Ein neues Medikament wird schließlich auch nur und erst dann zugelassen, wenn es vorher entsprechend getestet worden ist. Wir werden uns hier auch zukünftig nicht zurückhalten.
Frage: Haben Sie auch noch Zeit für Privates?
Eher wenig, aber das war auch zu meiner Kanzleitätigkeit nicht anders. Der Ausgleich zu meinem Job ist die Natur. Bei unseren Spaziergängen mit unserer vierbeinigen Lotte in der Eilenriede oder unseren Wanderungen im Deister schalte ich ab und tanke auf. Die eigene Marmelade zu kochen, entspannt auch, und mit meinem Lebensgefährten den Garten flott zu halten, tut sein Übriges. Es bleibt auch noch Zeit für Familie und gute Freunde, aber in der Tat alles in engem Rahmen.
Frage: Was würden Sie an dieser Stelle den Mitgliedern von HAUS & GRUNDEIGENTUM Hannover mit auf den Weg geben wollen?
Es gibt vielschichtige anspruchsvolle Herausforderungen. Dazu zählt auch das Thema Digitalisierung. Wir müssen bereit für Veränderungen sein, für neue Entwicklungen. HAUS & GRUNDEIGENTUM Hannover ist dafür gut aufgestellt und ich werde mich mit neuen Ideen dafür einsetzen, dass wir auch weiterhin diese starke Gemeinschaft bleiben und sich unsere Mitglieder in ruhiger wie auch in stürmischer See auf uns verlassen können.