11. April 2023

Gasheizungs-Verbot gekippt: Was bedeutet das für Eigentümer?

Die Ampel-Koalition in Berlin hat sich nach einem Verhandlungsmarathon u.a. auch über den Heiz-Hammer von Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) geeinigt und ihn gekippt. Was die konkreten Umrüstungspläne angeht, sollte man allerdings das Kleingedruckte abwarten.

Noch ist nicht klar, wer doch seine Heizung herausreißen muss, und vor allem ist noch nicht klar, wer wieviel soziales Ausgleichsgeld vom Staat für diese dem Klimaschutz geschuldete Maßnahme bekommt.

Am Ende könnte es für die breite Mitte Deutschlands auch noch schlecht ausgehen. Jene Leute, die zu viel verdienen, um „Stütze“ zu bekommen, aber zu wenig auf der Kante haben, um den teuren Umbau mal eben so zu stemmen. Selbst, wenn eine Wärmepumpe mit 40 Prozent ihres Anschaffungswertes vom Staat subventioniert wird, bleiben am Ende noch mehr als 10.000 Euro für das Gerät übrig, plus an die 100.000 Euro für Dämmung plus Fußbodenheizung.

Doch woran erkennt man, dass man als Eigentümer von dem Plan zu Zwangssanierungen möglicherweise doch betroffen ist?

Die Einordnung in die Energieeffizienzklassen erfolgt – Stand jetzt – nach benötigter Energie pro Quadratmeter für die jährliche Beheizung. Die Klasse eines Hauses ist im Energieausweis vermerkt:

  • Bis 2030 müssen alle Häuser mindestens unter die Energieeffizienzklasse E, bis 2033 unter D fallen. Konkret: Der Jahresenergieverbrauch muss bis 2030 unter 130 kWh pro Quadratmeter, bis 2033 unter 100 kWh fallen.
  • Wenn man zu den Klassen D,C, B oder A gehört, ist das Haus bereits modern genug. Eine Sanierung ist nicht notwendig.
  • Wenn im Energieausweis die Klasse E steht, muss man bis 2033 auf D aufrüsten.
  • Wenn das Haus zu den Klassen F, G oder H gehört, muss bis 2030 auf Klasse E oder bis 2033 auf D aufgerüstet werden.

Die Effizienzklassen:

  • Über 250 kWh/m² im Jahr: Klasse H
  • Über 200 kWh/m² im Jahr: Klasse G
  • Über 160 kWh/m² im Jahr: Klasse F
  • Über 130 kWh/m² im Jahr: Klasse E
  • Über 100 kWh/m² im Jahr: Klasse D
  • Über 75 kWh/m² im Jahr: Klasse C
  • Über 50 kWh/m² im Jahr: Klasse B
  • Über 30 kWh/m² im Jahr: Klasse A

Laut Haus & Grund Deutschland gibt es im Land etwa 18,9 Millionen Wohngebäude (Ein- und Zweifamilienhäuser, Reihenhäuser und Mehrfamilienhäuser mit Miet- und Eigentumswohnungen). In diesen Gebäuden befinden sich ca. 36,9 Millionen bewohnte Haushalte.

Nach Angaben des Immobilienverbandes fielen 2020 knapp 51 Prozent und somit 7,13 Millionen Eigenheime in die Energieeffizienzklassen E bis H. Bei den Eigentumswohnungen waren es rund 32 Prozent und 1,05 Millionen, die in die Klassen E bis H fallen – bei den Mietwohnungen war es ein Anteil von etwa 31 Prozent und 6,15 Millionen Wohnungen.

Doch mit welchen Kosten müssen Eigentümer bei einer Sanierung rechnen?

Beispiel 1:

Ein Einfamilienhaus mit einer Wohnfläche von 160 Quadratmetern weist schätzungsweise eine Grundfläche von 120 Quadratmetern, eine Dachfläche von 130 Quadratmetern und eine Fassadenfläche von 150 Quadratmetern auf.

Wenn der Eigentümer eine Wärmepumpe für 40.000 Euro installiert (aber keine Flächenheizung einbauen muss), die Fassade für 300 Euro/m2 von außen dämmt, hierfür ein Gerüst für 15 Euro/m2 aufstellen lässt und die Fenster austauscht (20 Stück inklusive Kellerfenster), liegen die Kosten bei etwa 93.950 Euro.

Beispiel 2:

Ein Mehrfamilienhaus mit acht Wohnungen mit je 80 Quadratmetern weist eine Gesamtwohnfläche von 640 Quadratmetern, eine Grundfläche von 170 m2, eine Fassadenfläche von 570 m2 und eine Dachfläche von 200 m2 auf.

Wenn hier die Fassade, die oberste Geschossdecke (25 Euro/m2) und die Kellerdecke (50 Euro/m2) gedämmt und zudem die Fenster ausgetauscht werden (geschätzt 70 Stück), fallen Kosten von 229.248 Euro an. Heruntergebrochen auf eine Wohnung wären das 28.656 Euro.

Das verdeutlicht, wie teuer der Umstieg von Öl- und Gasheizungen auf Wärmepumpen wird. Laut dem Statistikportal Statista waren 2021 in Deutschland noch 6,5 Millionen Gas- und 4,4 Millionen Ölheizungen in Betrieb. Diese alle durch Wärmepumpen zu ersetzen, würde also zum einen zwischen 10 und 20 Jahren dauern und zum anderen rund 286 Milliarden Euro kosten, so die Experten.

 Michael Nicolay
Mchl Ncly
Marketing / Öffentlichkeitsarbeit
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