03. August 2022

Hohe Kaufpreise und Zinsen – was ändert sich beim Hauskauf in Hannover?

Die Kaufpreise für Immobilien sind jahrelang stark gestiegen – und jetzt klettern auch noch die Zinsen. Was raten Makler Menschen, die ein Haus in Hannover oder dem Umland kaufen wollen? Die HAZ hat mit Maike Grebenstein, Maklerin und ausgebildete Immobilienfachwirtin bei HAUS & GRUNDEIGENTUM Service, zu dem Thema ein großes Interview geführt.
Hohe Kaufpreise und Zinsen – was ändert sich beim Hauskauf in Hannover?

Frau Grebenstein, für Immobilienkäufer wird es eng. Häuser und Wohnungen sind teuer wie nie zuvor, und jetzt steigen auch noch die Zinsen. Kann man z.B. jungen Familien noch zum Kauf raten?

Ich bin selbst in der Altersgruppe und kann den Wunsch nach einem eigenen Haus gut verstehen. Was richtig ist: Für alle, bei denen die Finanzierung bisher schon knapp kalkuliert war, wird es jetzt noch schwieriger. Die Zinsen haben sich innerhalb weniger Wochen mehr als verdoppelt gegenüber dem Vorjahreswert. Das macht es vielfach komplizierter, den Traum vom eigenen Haus zu verwirklichen. Häufig muss man sicherlich kompromissbereiter hinsichtlich Lage und Größe der Immobilie sein.

Zuweilen hört man jetzt, dass mit steigenden Zinsen die Preise fallen müssten. Lohnt es sich, darauf zu setzen und einfach abwarten?

Niemand weiß genau, wie sich die Preise entwickeln. Aber für die Vergangenheit lässt sich festhalten: Abwarten war nicht immer richtig. In den vergangenen Jahren sind die Preise immer gestiegen. Deshalb gehen wir auch jetzt nicht davon aus, dass die Kaufpreise auf breiter Front sinken werden beziehungsweise Kaufpreiseinbrüche zu erwarten sind. Schauen Sie: Die Nachfrage nach der eigenen Immobilie ist weiterhin deutlich höher als das Angebot, weil der Wunsch nach dem Wohnen in den eigenen vier Wänden vor allem bei jungen Familien verbreitet ist.

Sondern?

Ich bin bei „HAUS & GRUNDEIGENTUM Service“ für das Umland Hannovers zuständig. In Spitzenlagen wie zum Beispiel Isernhagen, Burgwedel, Hemmingen und Gehrden gibt es derzeit keine Anzeichen dafür, dass die Preise nachgeben. In weniger gefragten Lagen kann es aber zu einer Stagnation beziehungsweise einem Absinken der Preise kommen, da vorher noch potentielle Käufergruppen wegfallen, bei denen die Finanzierung trotz des Niedrigzinses schon sehr knapp berechnet war.

Mit größerer Flexibilität und längerem Atem lässt sich auch heute die Traumimmobilie finden.

Wie sollten Interessenten dann vorgehen? Man hat beim Suchen ja das Gefühl, dass die Konkurrenz riesig ist.

Wichtig ist, sich von den Internetangeboten nicht in die Irre führen zu lassen. Es ist gut, dort immer mal wieder zu schauen, was angeboten wird, um den Blick zu schärfen. Aber als Interessent weiß ich nicht, ob die Preisvorstellungen dort völlig überzogen sind und wie lange ein Haus dort schon angeboten wird. Häufig werden Immobilien gar nicht erst auf den Internetplattformen angeboten, sondern einem vorgemerkten Interessentenkreis.

Wie sollen Interessentinnen und Interessenten dann davon Wind bekommen?

Wer ernsthaft sucht, lässt sich neben der eigenen Aktivität auch bei den Maklern seines Vertrauens in eine Liste eintragen. Wir führen Kundendatenbanken, in denen wir die Suchenden mit bestimmten Kriterien speichern. Die reichen von der Lage einer Immobilie über die Größe bis zum Budget und der Frage, ob das Haus oder die Wohnung bezugsfertig oder renovierungsbedürftig sein soll. Wenn wir einen neuen Verkaufsauftrag erhalten, geben wir dieses Angebot zunächst an unseren Interessentenkreis weiter. Erst wenn sich dort keine Resonanz abzeichnet, kommt es ins Internet.

Müssten die Anbieter nicht eher ein Interesse daran haben, dass Sie die Immobilie einem möglichst großen Kreis zeigen?

Manch einer möchte das, manch einer aber auch nicht. Vor allem in ländlichen Gegenden wollen viele Eigentümer möglichst vermeiden, dass ihr Haus im Internet präsentiert wird. Darüber spricht dann schnell das ganze Dorf, und mancher fürchtet auch, dass unangemeldete Interessenten vor der Tür stehen. Deshalb wird die diskrete Vermarktung häufiger gewünscht.

Aus Ihrer Erfahrung: Gibt es Häuser in der Region Hannover, die sich nicht vermarkten lassen?

Bei uns kommt so etwas sehr selten vor – und dann liegt es meistens daran, dass die Preisvorstellung des Verkäufers zu hoch angesetzt war. Aber genau deshalb beraten wir ja bei der Preisfindung. Denn was Verkäufer unbedingt vermeiden sollten, sind nachträgliche Preiskorrekturen nach unten. Das signalisiert den Interessenten, dass hier möglicherweise noch weiterer Spielraum ist.

Und was sollten Käufer beachten?

Mit größerer Flexibilität und längerem Atem lässt sich auch heute die Traumimmobilie finden. Wer ein Haus kaufen will, muss jetzt noch genauer suchen. Vor allem die, bei denen die Finanzierung eher knapp ist, sollten sich jetzt noch präziser fragen, was ihre Bedürfnisse sind. Wie weit entfernt vom Zentrum wollen sie leben? Wie gut muss die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sein? Wie viel Wohnraum brauche ich wirklich? Mit einem Hauskauf bindet man sich häufig für 20 bis 30 Jahre. Das ist für junge Familien eine lange Zeit. Aber auf der anderen Seite gehört zur Wahrheit: Auch drei Prozent Zinsen sind noch deutlich weniger, als in den Achtziger- und Neunzigerjahren aufgerufen wurde. Jede Zeit hat ihre Besonderheiten.

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